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Stellenmarkt-Monitor Schweiz

Adecco Group Swiss Job Market Index (Job Index)

Zürich, 10. Juli 2024 – Der Adecco Group Swiss Job Market Index setzt seinen Abwärtstrend auch im zweiten Quartal 2024 fort. Im Vergleich zum Vorjahresquartal ging die Zahl der offenen Stellen um 11 Prozent zurück. Damit nähert sich das Stellenangebot zunehmend dem Vor-Pandemie-Niveau an. Besonders stark vom Nachfragerückgang betroffen sind Büroberufe wie etwa Sekretariatskräfte und Gesundheitsspezialist:innen wie Pflegefachpersonen. Dies zeigt der Adecco Group Swiss Job Market Index, die wissenschaftlich fundierte Studie der Adecco Gruppe Schweiz und des Stellenmarkt-Monitors Schweiz der Universität Zürich.

Im zweiten Quartal 2024 setzt der Adecco Group Swiss Job Market Index seinen negativen Trend fort und verzeichnet im Vergleich zum ersten Quartal 2024 einen Rückgang der offenen Stellen um 8 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresquartal (Q2 2023) beträgt der Rückgang gar 11 Prozent. Damit nähert sich das Stellenangebot zunehmend dem Vor-Pandemie-Niveau von 2019 an.

«Der Arbeitsmarkt kühlt sich zunehmend ab. Nicht nur das Stellenangebot nimmt ab, sondern auch die Anzahl der Arbeitslosen ist im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 17'000 Personen gestiegen. Zudem nimmt die Anzahl der Unternehmen, die sich über Rekrutierungsschwierigkeiten beschweren, ab. Für Arbeitnehmende wird die Stellensuche damit wieder zunehmend schwieriger.»

Marcel Keller, Country President Adecco Gruppe Schweiz

Breit beobachteter Stellenrückgang

Sowohl in der Deutschschweiz als auch in der lateinischen Schweiz zeigt sich ein abnehmender Trend in der Stellenentwicklung. Allerdings hat die Anzahl offener Stellen in der Deutschschweiz deutlich stärker abgenommen als in der Romandie und im Tessin. So verzeichnet die Deutschschweiz einen Rückgang der Vakanzen um 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal (Q2 2023), während in der lateinischen Schweiz ein Rückgang um 8 Prozent verzeichnet wurde.

Einbruch der Nachfrage nach Bürofachkräften, Gesundheitsspezialist:innen und IT-Expert:innen

Die Stellenentwicklung in den verschiedenen Berufsgruppen zeigt ein gemischtes Bild. Von 14 Berufsgruppen verzeichnen nur die Fachkräfte Bau und Ausbau (z. B. Maler:innen, Sanitärinstallateur:innen oder Elektriker:innen)eine deutlich positive Entwicklung mit einer Zunahme von 10 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023. Sechs von 14 Berufsgruppen stagnieren auf einem ähnlichen Niveau wie im Vorjahr, darunter beispielsweise die Fachkräfte persönliche Dienstleistungen (z.B. Coiffeure, Podolog:innen oder Pflegehelfer:innen), Fachkräfte Technik (z.B. Chemielaborant:innen, Maschinenbautechniker:innen oder Hochbauzeichner:innen) und Fachkräfte KV, Verwaltung und Handel (z.B. Schadensachbearbeiter:innen, Sekretariatsleiter:innen oder Immobilienmakler:innen). Bei den übrigen sieben Berufsgruppen nahm das Stellenangebot jedoch merklich ab. Besonders auffällig ist der Rückgang bei den Fachkräften Büro (z. B. Datenerfasser:innen, Telefonist:innen oder Büroassistent:innen), wo die Zahl der offenen Stellen um 20 Prozent gesunken ist. Bemerkenswert ist, dass der Nachfragerückgang insbesondere die Hochschulberufe stark betrifft. So sind neben den Hochschulberufen Gesundheit (z. B. ärztliches Fachpersonal, Ergotherapeut:innen oder Pflegefachkräfte) auch die Hochschulberufe Informatik (z. B. Systemanalytiker:innen, Anwendungsprogrammierer:innen oder Systemadministrator:innen), Hochschulberufe Naturwissenschaften (z.B. Physiker:innen, Chemiker:innen oder Ingenieur:innen) und Hochschulberufe Wirtschaft (z.B. Finanzspezialist:innen, Unternehmensberater:innen oder Marketingspezialist:innen) von einer spürbar negativen Stellenentwicklung betroffen.

«Anfang 2023 erreichte der Auftragsbestand im Baugewerbe einen Höchststand. Dieser von Bauunternehmen angesammelte Auftragsbestand hilft, die sich derzeit abkühlende Geschäftslage etwas abzufedern und scheint auch die Nachfrage nach Bauberufen zu stützen. Im Gegensatz dazu stehen Hochschul- und Büroberufe. Viele dieser Berufe werden üblicherweise in Branchen gesucht, die derzeit mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben, wie beispielsweise die Industrie.»

Yanik Kipfer, Stellenmarkt-Monitor Schweiz

Fachkräfte Bau und Ausbau: Rückgang von hohem Niveau aus

Zwar verzeichnen die Fachkräfte Bau und Ausbau aktuell einen Anstieg von 10 Prozent bei den offenen Stellen im Vergleich zum ersten Halbjahr des Vorjahres, doch im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2023 nehmen die Vakanzen um 4 Prozent ab. Damit ist der steile Wachstumstrend, den diese Berufsgruppe seit 2021 aufweist, vorerst beendet. Dieser Wachstumstrend wurde insbesondere durch die Entwicklung der Untergruppe Bau- und Ausbaufachkräfte (z. B. Schreiner:innen, Dachdecker:innen oder Kälteanlagebauer:innen) gestützt, welche nach dem Erreichen eines historischen Hochs im zweiten Halbjahr 2023 in diesem Halbjahr erstmals seit dem ersten Halbjahr 2021 eine Abnahme der Stellenausschreibungen verzeichnet. Bei der Untergruppe Elektriker:innen und Elektroniker:innen (z. B. Automatiker:innen, Elektroniker:innen oder Beleuchtungsinstallateur:innen) setzt sich die leicht negative Entwicklung der letzten vier Halbjahre fort. Die Abnahme in den Stellenausschreibungen für die Fachkräfte Bau und Ausbau steht im Einklang mit der aktuellen Eintrübung der Geschäftslage in den baunahen Wirtschaftsbereichen, wie die jüngsten Ergebnisse der KOF-Konjunkturumfrage zeigen. Trotzdem verharrt der Index für die Bauberufe weiterhin auf einem sehr hohen Niveau.

Fachkräfte Büro: Offene Stellen nehmen um 20 Prozent ab

Nachdem die Fachkräfte Büro im Zuge des pandemiebedingten Wirtschaftsaufschwungs im zweiten Halbjahr 2022 einen Rekordwert an offenen Stellen erreichten, setzte bereits im folgenden Halbjahr mit der zunehmenden Konjunkturabkühlung ein negativer Trend ein, der seitdem anhält. Aktuell verzeichnen die Fachkräfte Büro – dazu gehören etwa Sekretär:innen, Sachbearbeiter:innen für Buchhaltung, Schalterbeamte – im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023 einen Rückgang von 20 Prozent bei den Stelleninseraten. Diese Entwicklung könnte unter anderem im Zusammenhang damit stehen, dass viele Unternehmen in einer sich eintrübenden Konjunktur versuchen, Doppelspurigkeiten abzubauen, um Effizienzsteigerungen zu erzielen. Oft betreffen solche Restrukturierungspläne Stellen in der Verwaltung und Administration.

Hochschulberufe Gesundheit: Pflegefachkräfte besonders von Nachfragerückgang betroffen

Bei den Hochschulberufen Gesundheit ist im ersten Halbjahr 2024 erstmals seit Jahren wieder ein deutlicher Rückgang bei den offenen Stellen zu sehen. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023 verzeichnet diese Berufsgruppe einen Rückgang der ausgeschriebenen Stelleninserate um 19 Prozent. Sämtliche Untergruppen dieser Berufsgruppe verzeichnen einen Rückgang im Stellenangebot, wobei die Untergruppe der Pflegefachkräfte besonders betroffen ist. Diese Entwicklung ist umso bemerkenswerter, da die Pflegefachkräfte in den vergangenen Jahren stetig steigende Indexwerte verzeichneten und im zweiten Halbjahr 2023 noch ein historisches Hoch erreichten. Diese Entwicklung könnte sich damit erklären lassen, dass viele Spitäler in letzter Zeit finanzielle Schwierigkeiten melden. So kündigten beispielsweise die St. Galler Spitäler letzten Herbst im Rahmen einer Finanzsanierung einen Stellenabbau an, der unter anderem auch die Pflegefachkräfte betraf.

Hochschulberufe Informatik: Nachfrage nach IT-Spezialist:innen auf tiefstem Stand seit 2016

Seit dem zweiten Halbjahr 2022 verzeichnen die Hochschulberufe Informatik einen negativen Trend in der Stellenentwicklung. Dieser Trend setzt sich auch in diesem Halbjahr fort, sodass aktuell 19 Prozent weniger Stellen im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023 ausgeschrieben sind. Eine mögliche Erklärung für die Abnahme des Stellenangebots könnte sein, dass die hohen Zinsen zu steigenden Kosten für IT-Projekte führen und die schwache Wirtschaftsentwicklung Investitionsvorhaben hemmt, was sich beides negativ auf die Nachfrage nach IT-Fachkräften auswirkt.

Bisher erfasste diese negative Entwicklung vorwiegend die Untergruppe der Entwickler und Analytiker von Software und Anwendungen (z. B. Softwareentwickler:innen, Mediamatiker:innen oder Applikationstester:innen), während die Nachfrage nach der Untergruppe der Spezialisten für Informations- und Kommunikationstechnologie, Datenbanken und Netzwerke (z. B. Netzwerkadministrator:innen, Cyber Security Spezialist:innen oder Datenbankentwickler:innen) stagnierte. Allerdings erfahren nun auch die Spezialisten für Informations- und Kommunikationstechnologie, Datenbanken und Netzwerke in diesem Halbjahr einen Nachfrageeinbruch. Aktuell erreicht der Index für die Hochschulberufe Informatik einen neuen Tiefstwert, der zuletzt im zweiten Halbjahr 2016 unterschritten wurde.

Methode und Datenbasis

Der Adecco Group Swiss Job Market Index misst die Veränderungen des Stellenangebots − der Zahl der öffentlich ausgeschriebenen Stellen − in der Schweiz. Der Index ist repräsentativ für das gesamte Stellenangebot in Presse*, auf Unternehmenswebseiten sowie in Internet-Stellenportalen. Er stützt sich auf umfassende Auszählungen von Stellenausschreibungen sowie regelmässige Unternehmensbefragungen. Dank der Kooperation mit Adecco kann der durch den SMM erstellte Index seit März 2008 quartalsweise zur Verfügung gestellt werden. Ein PDF-Dokument mit detaillierteren Angaben zur Datengrundlage und Methodik steht am Ende dieser Seite zum Download bereit. Zudem stehen die aktuellen Indexwerte, die jeweils anfangs April, Juli, Oktober, Januar publiziert werden, als Excel-File zur Verfügung**.


* Aufgrund des Bedeutungsverlusts der Presse für Stellenanzeigen fliesst die Anzahl der Stelleninserate in der Presse seit dem 2. Quartal 2018 nicht mehr in die Berechnungen des Adecco Group Swiss Job Market Index ein.
** Da sich der Stellenmarkt stetig wandelt und wir unsere Erhebungsmethoden dementsprechend anpassen und verbessern, kann es vorkommen, dass die aktuell publizierten Zahlen leicht von früher publizierten Zahlen abweichen.

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